Fränkische Landeszeitung, 4. Mai 2016

Feuerbach der Vater des Strafgesetzbuches. Landgerichtspräsident a. D. Dr. Ernst Metzger sprach über seinen Vorgänger

ANSBACH (öz) – Paul Johann Anselm von Feuerbach war erster Präsident des Appellationsgerichts für den Rezatkreis in Ansbach und Namensgeber der Feuerbach Akademie. Am Donnerstag sprach einer seiner Nachfolger im Amt des Landgerichtspräsidenten, Dr. Ernst Metzger, über das Wirken und Denken dieses Mannes.

„Nulla poene sine lege": Keine Strafe ohne Gesetz. Diesem Satz verschrieb sich Feuerbach seinerzeit und begründete damit das moderne Strafrecht. Er verfasste 1813 das Bayerische Strafgesetzbuch, doch nicht alle seine Forderungen wurden aufgenommen, erklärte Dr. Metzger. Beispielsweise war versuchter Suizid für Feuer-bach strafbar, denn der Eintritt in den Staat ziehe die Erhaltung des eigenen Lebens nach sich. Auch beim Schwangerschaftsabbruch war er rigoros. Während das Ge-setzbuch den Abbruch zwar auch unter Strafe stellte, hatte Feuerbach für die Täter die Todesstrafe gefordert. Hart bestraft werden sollten auch Falschmünzerei, Inzest, Sodomie und Majestätsbeleidigung. Letzteres ist zum Erstaunen des Referenten scheinbar heute noch aktuell.

 

Die Erhaltung der Rechte des einzelnen Bürgers stand für Feuerbach an erster Stelle, so Dr. Metzger, jedoch seien die Bürger ebenso zur Einhaltung der Pflichten angehalten, da sie in den Staat eingetreten seien. Wichtig war dem Gelehrten auch, dass die Gesetze für alle gleich gelten, unabhängig von Reichtum oder Bildung.

Begründer der Rechtspsychologie

Der Landgerichtspräsident a. D. erläuterte den Zuhörern Feuerbachs Ansichten von Gerechtigkeit und übertrug sie auch auf die heutigen Verhältnisse, denn seine Lehren haben sich zum Teil bis ins moderne Strafrecht durchgesetzt. Der „bahnbrechende Gelehrte" sei, aufgrund seiner zahlreichen Fallstudien, der Begründer der Rechtspsychologie und ein „menschenliebender Jurist" gewesen, so der Referent. Nach über 200 Jahren könnten seine Erkenntnisse die heutigen politischen Debatten befruchten. Es lohne sich, Feuerbach zu lesen.