Fränkische Landeszeitung, 27. April 2016
Welches Kind erbt was? – Konflikte rechtzeitig lösen. Infoveranstaltung in der Feuerbach Akademie wirbt für Mediation – Viele Handwerker unter den Zuhörern – Verborgene Gefühle
ANSBACH (sh) – „Danke für all Ihre Mühe und Ihr übergroßes Engagement, wodurch eine Katstrophe verhindert werden konnte, denke ich. Das war meines Erachtens das bestmögliche Ergebnis und ein großer Erfolg! Ohne Sie hätten wir das nicht geschafft." Thomas Rüttgers ist nicht nur Jurist, sondern auch Psychologe und Mediator. Und so weiß er um die Konflikte, wenn es darum geht, Vermögen und Erbe gut zu verteilen. In der Feuerbach Akademie Ansbach warb er gemeinsam mit anderen für die Mediation.
Unter den Zuhörern waren viele Handwerker. Das lag sicher nicht nur daran, dass die Handwerkskammer, ebenso wie die Industrie- und Handelskammer, den Abend zusammen mit dem Zentrum für Mediation veranstaltete. Wer einen Handwerksbetrieb weitergeben möchte, sei es an die nächste Generation oder aber an einen „Fremden", steht vor mancherlei Fragen: Was bekommen die anderen Kinder? Und ist das gerecht? Was ist, wenn ich pflegebedürftig werde?
Mitunter schwierige Fragen sind auch zu klären, wenn´s ans Vererben geht. Nach den Erfahrungen der Anwältin Christine Krieg vom Zentrum für Mediation gibt es nirgends so viel Streit wie rund ums Testament – wenn denn eines existiert. Die rechtlichen Fragen lassen sich dabei meist noch am leichtesten lösen. Sehr viel herausfordernder wird es, wenn Gefühle und Befindlichkeiten zu Blockaden und Streit führen, frei nach dem Motto: „Auch der Tod bringt Leben in die Familie: Erbstreitigkeiten."
Eine Mediation kann solche Situationen sehr häufig auflösen – vorausgesetzt, sagt Thomas Rüttgers vom Heidelberger Institut für Mediation, die Familienmitglieder stellen sich ihrer Verantwortung und wollen den Konflikt so lösen, dass sie auch künftig miteinander eine Beziehung pflegen können.
Der Weg dahin hört sich zunächst einfach an: „Man muss drüber reden." Doch beim Reden zeigt sich so mancher Konflikt, der bearbeitet und bewältigt werden will. Exis-tenzängste, auch emotionaler Art, gehören dazu, ebenso ein bestimmtes Gerechtig-keitsempfinden oder aber Vergeltungsideen für frühere Ereignisse in der Familie.
Die Kunst des Mediators besteht darin, neue Lösungsmöglichkeiten anzustoßen und am Ende die eine oder andere Schnittmenge zu finden. Zunächst jedoch müssen alle Informationen auf den Tisch und es gilt, einen Bereich nach dem anderen abzuarbeiten.
Joachim Fuoss von der Handwerkskammer ließ sich zusätzlich als Mediator ausbilden, weil er immer wieder feststellen musste: „Eigentlich ist alles geklärt und doch geht es nicht weiter." Der Grund: Ungelöste Konflikte „im Untergrund" verhindern den letzten Schritt. Wird Verborgenes gehoben, zeigen sich nicht selten neue Erkenntnisse und Lösungswege.