Fränkische Landeszeitung, 2. April 2009

„Juristischer Notfallkoffer". Feuerbachakademie stellte eine Idee aus Wien für Kliniken vor - Verhalten bei Behandlungsfehlern – Bewusstsein schaffen

ANSBACH – Die Juristerei wird für Krankenhäuser immer wichtiger. Wie der Rechtsanwalt Dr. Alfred Meyerhuber der FLZ sagte, zeigt die Zahl der Auseinandersetzungen um Behandlungsfehler „steil nach oben". In der Ansbacher Feuerbachakademie ist dazu jetzt eine Idee aus Österreich vorgestellt worden: der „Juristische Notfallkoffer".

Erfunden haben den handlichen, inzwischen auch preisgekrönten Plastikkoffer, der mit Checklisten, Informationen und Formularen gefüllt ist, die Rechtsabteilung des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (AKH) und die Wiener Städtische Versicherung. Wie der Leiter der Rechtsabteilung an dem 1700-Betten-Krankenhaus, Dr. Leopold-Michael Marzi, Sagte, soll der „Notfallkoffer" Klinikmitarbeitern helfen, beim Verdacht auf einen Haftungsfall juristisch richtig zu reagieren.

In Ansbach interessierten sich dafür gleich mehrere Krankenhäuser aus der Region. Für Christine Krieg, Fachanwältin für Medizinrecht, ist der „Notfallkoffer" nur ein Baustein in einem System. In den Häusern müsse ein neues Bewusstsein geschaffen werden, erklärte Krieg gestern. Der Nimbus der „Götter in Weiß" bröckele bei den Patienten immer mehr. Umso nötiger sei es, an den Strukturen zu arbeiten. Doch das ist nichts Kurzfristiges."

 

Dies betonte auch Dr. Marzi. In Wien gelang es, durch Schulungen, Analysen und Auswertungen die Häufigkeit von Schadensfällen und die damit verbundenen Kosten zu reduzieren. Gleichzeitig habe sich die Qualität der medizinischen Behandlung, aber auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter gesteigert.

Über 90 Prozent der Patientenschäden am Wiener AKH habe man ohne gerichtliche Hilfe regulieren können. Damit konnten auf beiden Seiten Gerichtskosten, Sachverständigen- und Anwaltskosten sowie Zeit, Nerven und Kraft aller Beteiligten gespart werden.

„Die Veranstaltung war sehr hilfreich", sagte der Leiter des Qualitätsmanagement am Klinikum Ansbach, Werner Haas. „Dabei gibt es in unserem Haus bereits Regelungen." Jetzt überlegt Haas, ein eigenes Vorkommnis-Meldesystem aufzubauen, unter anderem, um auch Beinahe-Fehler zu erfassen und auszuwerten.

Die Feuerbachakademie bietet ein breites Spektrum an Veranstaltungen. Literarische Lesungen gehören ebenso dazu wie zum Beispiel Vorträge aus der Wirtschaft oder der Verwaltung.

 




 


Wochenanzeiger, 30. April 2009

Neu: der „Juristische Ärztekoffer"

ANSBACH – Die 1. Mittelfränkische Ärztetagung" veranstaltet von der Feuerbachakademie Ansbach in Kooperation mit der „meyerhuber rechtsanwälte partnerschaft", konnte den interessierten Zuhörern eine für Fachkreise interessante Neuerung aus Wien präsentieren: „Den Juristischen Ärztekoffer".

Dr. Leopold-Michael Marzi, Leiter der Rechtsabteilung des Allgemeinen Krankenhauses Wien und Rechtsanwältin Christine Krieg, Fachanwältin für Medizinrecht von der Kanzlei „meyerhuber rechtsanwälte partnerschaft", waren die Referenten. Den anwesenden Vertretern ansässiger regionaler Krankenhäuser präsentierten die Referenten das Wiener Modell des „Juristischen Notfallkoffers". Hierbei handelt es sich tatsächlich um einen Koffer, nämlich um einen kleinen handlichen Plastikkoffer, der mit Checklisten, Informationen und Formularen versehen ist und Krankenhausmitarbeitern helfen soll, bei den potenziellen Haftungsfällen juristisch sofort richtig reagieren zu können. Die Teilnehmer der Ärztetagung (es waren Vertreter ansässiger regionaler Krankenhäuser) erfuhren dabei, dass die Idee im Wesentlichen darin besteht, auch außerhalb der normalen Bürozeiten jederzeit juristische Beratung anfordern zu können. Mit diesem „Koffer" kann bei Verdacht auf Behandlungsfehler auch im Interesse des Patienten umgehend vonseiten  des Krankenhauses reagiert und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden. Das Krankenhaus wird in die Lage versetzt, mit dem Patienten und seinen Angehörigen in einem persönlichen Gespräch schnellstmöglich den Ablauf darzulegen und einen eventuellen finanziellen Ausgleich zu klären.

 

Selbstverständlich kommt hierbei auch die menschliche Komponente nicht zu kurz, so die Spezialistin für Medizinrecht, Rechtsanwältin Christine Krieg, zentraler Bestandteil im Zusammenhand mit den geeigneten Maßnahmen ist auch die Stärkung des Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt und Patient.

Dass das Ganze nicht nur ein theoretisches Konstrukt ist, konnte Dr. Leopold-Michael Marzi an konkreten Fallbeispielen aus dem Alltag des Wiener Krankenhauses, das bereits seit 2007 mit dem 2Juristischen Notfallkoffer" arbeitet, aufzeigen. Durch die Einführung konnte zum einen die Anzahl der Schadensfälle und somit die Anzahl der Schadenersatzleistungen reduziert werden, was zum anderen sich auch positiv auf die zu zahlenden Versicherungsprämien auswirkt.

Interessanterweise stützt sich die Grundidee des „Juristischen Notfallkoffers" auf grundlegende Erkenntnisse aus dem Bereich der Flugsicherheit, die wiederrum  Erkenntnisse aus dem Bereich der Medizin im Gegenzug aufnimmt. Dass Erfolg sich auch in den Zahlen ausdrückt, konnten die Teilnehmer der Mittelfränkischen Ärztetagung in der Feuerbachakademie daran feststellen, dass über 90 Prozent der Patientenschäden des Krankenhauses in Wien ohne gerichtliche Hilfe reguliert werden. Damit konnten natürlich zeitgleich auch Gerichtskosten, Sachverständigenkosten, Anwaltskosten sowie Zeit, Nerven und Kraft aller Beteiligten, insbesondere auch der Patienten gespart werden.

Die Tagung rundete die Fachanwältin für Medizinrecht, Christine Krieg, mit der Darstellung von haftungsrechtlichen Grundlagen anhand von aktuellen Fällen aus der Rechtsprechung ab.