Fränkische Landeszeitung, 27. September 2014

Der ehrbare Kaufmann. Werben um Haltung – Gemeinsamer Abend von IHK und Feuerbach-Akademie

ANSBACH (sh) – Der ehrbare Kaufmann ist zurück: Als Idee und Leitbild im Mittelalter geboren, feiert er seit der Banken- und Finanzkrise eine Art Wiederauferstehung. Doch wann ist jemand ein ehrbarer Kaufmann? Die Feuerbach-Akademie Ansbach und die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nürnberg für Mittelfranken widmeten der Fragen einen Abend.

Zwei Referenten, zwei Perspektiven: Die Absicht der Veranstalter erfüllt sich. IHK-Hauptgeschäftsführer Markus Lötzsch sprach darüber, wie sich der ehrbare Kaufmann im Wettbewerb verhält, im Kampf um Kunden und um Marktanteile. Professor Dr. Dieter Steinbauer von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, geboren in Gunzenhausen und studierter Informatiker, begab sich in die Unternehmen hinein und schilderte aus dieser Innensicht Sieger und Verlierer.

Sein Resümee fasste der frühere Manager, unter anderem bei Datev und der Schufa Holding, so zusammen: „Der Erfolg eines Unternehmens wird nicht durch seine Kultur bestimmt.“ Es verhalte sich genau umgekehrt. Die Leistung, die in einem Unternehmen als Erfolg gilt und Wertschätzung erfährt, bestimmt die Unternehmenskultur.

Drei „Management-Moden“ dienten Steinbauer als Beispiele, wie unterschiedlich Wertschätzung und Leistung definiert und gelebt werden: Shareholder-Value, Mitarbeitermotivation und Prozessorientierung. Alle drei weisen nach Überzeugung des Professors Schwächen auf, sei es das Fehlen von Nachhaltigkeit, der Verzicht auf Rationalisierung oder das Verharren in Rationalisierung oder das Verharren in Routine. Steinbauer brach eine Lanze für eigentümergeführte Unternehmen. Sie seien agiler und innovativer.

 

„Wichtig sei ein „ausbalanciertes“ Wertesystem. Vertrauen dürfe nicht blindlings über allem stehen. „Vertrauen bedarf der Wachsamkeit, Transparenz der Diskretion.“ Bei allem Engagement der Mitarbeiter sei auch Distanz zur Firma nötig.

Für Markus Lötzsch, IHK Hauptgeschäftsführer, sind Verantwortung und Vertrauen die Kernelemente eines ehrbaren Kaufmannes, „damals wie heute“. Ludwig Erhard gehe mit seiner sozialen Marktwirtschaft in die gleiche Richtung. Habe die Wirtschaft doch die gesellschaftlich Aufgabe, den Bürgern ein menschenwürdiges Dasein unabhängig von der Apanage durch den Staat zu ermöglichen.

Dass Unternehmen Gewinne machten, sei nichts Unanständiges, sagte Lötzsch. Allerdings müssten diese Gewinne in gesellschaftlich verträglicher Weise erwirtschaftet sein. Der ehrbare Kaufmann zeige sich in den Haltung und Überzeugungen. Als Maxime zitierte der Jurist einen Firmenchef: „Tue nichts, was nicht morgen in der Zeitung stehen könnte.“

Am Ende wurde nur eine Frage gestellt: Gelten die Forderungen eines ehrbaren Kaufmannes auch für andre Berufe? Natürlich, sagten beide Referenten, bis hin zum „ehrbaren Staat“.




 


Wochenzeitung, 4. Oktober 2014

Definition durch Werte. Feuerbachakademie und IHK konnten große Resonanz bei Vortragsveranstaltung verzeichnen

In angenehmer Atmosphäre konnte Dr. Malte Schwertmann seine beiden Referenten, IHK-Hauptgeschäftsführer Markus Lötzsch und Prof. Dr. Dieter Steinbauer von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, zahlreichen Gästen vorstellen. Während Lötzsch auf die Aktualität des ehrbaren Kaufmanns hinwies, demonstrierte Steinbauer den Wertewandel innerhalb eines Unternehmens.

Zu einer Vortragsveranstaltung mit den zentralen Themen „Der ehrbare Kaufmann – aktuell wie eh und je?!“ und „Unternehmenskultur? Gewinner und Verlierer!“, veranstaltet von der IHK Nürnberg in Kooperation mit der Feuerbach Akademie Ansbach, konnten viele Gäste im Feuerbachhaus begrüßt werden.

Einen Rückblick in das überschaubare Leben eines Kaufmanns in den früheren Jahrhunderten ermöglichte IHK-Hauptgeschäftsführer Markus Lötzsch, der über das Thema des ehrbaren Kaufmanns informierte und Unterschiede zwischen Vergangenheit und Gegenwart darstellte. Damals sei der Kaufmann ein reisender Kaufmann gewesen und musste für seinen Vorgänger geradestehen, falls dieser schon weitergezogen war, so Lötzsch. Auch deswegen stellten die Kaufmänner im 16. Jahrhundert bestimmte Regelungen auf und konnten 1560 einen bedeutenden Erfolg erzielen, indem sie das Recht zugesichert bekamen, Märkte eigenständig zu organisieren. Damals wurden die sogenannten Handelsvorstände gegründet, die die Marktprozesse genau protokolliert hatten. Heutzutage aber habe ein Vertrauensverlust in der Wirtschaft stattgefunden, schilderte Lötzsch. Das momentan sich verbreitende Unternehmerbild basiere darauf, dass der Unternehmer lediglich auf die Gewinnmaximierung aus sei und die Mitarbeiter keineswegs von Bedeutung seien. Dabei vergesse man die bedeutsamen Kernelemente des ehrbaren Kaufmanns, nämlich Verantwortung und Vertrauen. Eine Wechselwirkung zwischen Wirtschaft und Gesellschaft sei nur dann intakt, wenn die Rahmenbedingungen gegeben seien. Anders formuliert gehe es zwar schon um den Wettbewerb an sich, jedoch immer mit der Möglichkeit zu bremsen. Dabei sei es wichtig, die Geschäfte im Kerngeschäft ehrbar zu erledigen und innerhalb der Geschäftsprozesse fair zu bleiben. Alles in allem sei „der Verzicht auf unangenehme Gewinnmaximierung“ die richtige Verhaltensweise, so das Resümee von Lötzsch.

 

Einen direkten Blick in die Unternehmen bescherte den Gästen Prof. Dr. Dieter Steinbauer von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Einer These zufolge spiegele die Unternehmenskultur nur die im Unternehmen „gelebten“ Werte wider. Die zentralen Kernbegriffe Leistung und Wertschätzung seien die prägenden Bezeichnungen für die Kultur in einem Unternehmen. Mittels einer Idealvorstellung erläuterte Steinbauer die essenziellen Werte innerhalb eines Unternehmens. Allerdings gebe es für jeden positiven Wert auch einen konträren Wert, der den positiven Wert ausgleiche. Man spricht auch von der Balance zwischen Leit- und Balancewert. So halte sich beispielsweise der Teamgeist mit dem jeweiligen Eigeninteresse die Waage. Durch gewisse „Management-Moden“, wie zum Beispiel den „Shareholder-Value“ oder die Mitarbeitermotivation würden sich viele der jeweiligen positiven Werte in ihren konträren Wert verändern, denn jede dieser „Management-Moden“ definiere die Kernbegriffe Leistung und Wertschätzung unterschiedlich. Letztere werden vom Eigentümer zum Manager sowie letztlich vom Manager zum Mitarbeiter übertragen. Außer Acht lassen dürfe man dabei aber nicht den Markt, denn das Unternehmen lebe nur, solange der Markt stabil sei. Der abschließenden These zufolge lege der Staat Leistung und Wertschätzung fest und beeinflusse damit die Unternehmenskultur. Fraglich sei, wie sich die Werte bei Reizthemen wie der "Frauenquote in Unternehmen“ oder dem „Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz“ verändern würden. Mit dem Fazit „Der Erfolg des Unternehmens wird letztendlich nicht durch die Kultur bestimmt“ rundet Steinbauer seinen Vortrag ab.