Fränkische Landeszeitung, 25. April 2015

„Gustl Mollath ist das Opfer skrupelloser Machenschaften“

Buch von Uwe Ritzer und Olaf Przybilla – Lesung und Podiumsdiskussion im Feuerbach-Haus mit deutlich über 100 Interessenten

Ansbach (oh) – Von „einem totalen Multiorganversagen des Rechtsstaats, teilweise gewollt vielleicht“, gehen im Fall Gustl Mollath die Autoren Uwe Ritzer und Olaf Przybilla aus. Dies betonte Ritzer, als er in der Feuerbach-Akademie Ansbach aus dem gemeinsamen Buch „Die Affäre Mollath. Der Mann, der zu viel wusste“ las. Das Interesse war kurz vor Mollaths Aussage im Landtag groß. Der Hausherr, Fachanwalt Dr. Alfred Meyerhuber, stellte deutlich über 100 Interessierte fest.

Die zwei Journalisten hätten „erheblich dazu beigetragen, dass aus dem Fall Mollath mittlerweile die Affäre Mollath geworden ist“, betonte der Vorsitzende des Vereins Feuerbach-Akademie, Fachanwalt Dr. Malte Schwertmann. Wie Ritzer im Feuerbach-Haus berichtete, war er zu der Lesung du Podiumsdiskussion alleine gekommen, weil Przybilla zu der Zeit einen wichtigen Gesprächspartner trag. Er habe viel mit Steuerfahndern zu tun, informierte Fachanwalt Meyerhuber, aber er habe es noch nie erlebt, dass ein Richter – wie im Fall Gustl Mollath – „einen Steuerfahnder angerufen hat und ihm von einem Verfahren abgeraten hat“. Es handele sich dabei um „eine unglaublich massive Einflussnahme“. Mollath hatte seine Ehefrau und andere Banker illegaler Geldgeschäfte beschuldigt. Der jahrelang vertraulich behandelte Revisionsbericht der entsprechenden großen Bank gipfelt gemäß Ritzers Worten in dem Satz, dass die Revisoren alle nachprüfbaren Behauptungen Mollaths als bestätigt bezeichnen.

 

Warum der Bericht so lange lag, dazu lege die Bank dar, „wir waren juristisch nicht verpflichtet, den der Staatsanwaltschaft zu geben“, sagte der Mitautor auf eine Frage von Fachanwalt Holger Pütz-von Fabeck. Etwas anderes ist für Ritzer die Frage, ob eine Bank tatenlos zusehe, wie ein Mensch mit der Begründung, dass er, als Ausdruck seines Wahns, ständig von Schwarzgeld rede, „auf möglicherweise Nimmerwiedersehen in der Psychiatrie verschwindet“.

„Immer wieder für verrückt erklärt“

Mollath sei das Opfer skrupelloser Machenschaften. Psychiatrische Gutachter etwa hätten ihn jahrelang immer wieder für verrückt und gemeingefährlich erklärt, obwohl kaum einer ihm jemals getroffen, geschweige denn untersucht habe. Alfred Meyerhuber ging auf die Problematik psychiatrischer Gutachten ein, in denen sich einer auf den anderen berufe und beziehe und einer vom anderen abschreibe. Dies habe man ganz häufig. Er fragte, „wie glaubwürdig solche Gutachter sind“. Den Bemerkungen Uwe Ritzers habe er entnommen, dass „zumindest Indizien darauf schließen lassen“, dass die bayerische Justizministerin Dr. Beate Merk „etwas nicht zulassen will, was es in Bayern nicht geben darf“, und die Organe zumindest Anregungen bekommen hätten, „keine weiteren Ermittlungen einzuleiten“, betonte Holger Pütz-von Fabeck mit Blick auf die Politik. Inwieweit die starke Wand gegen Mollath „durchsetzt ist und gehalten wir durch das Netz der Rotarier“, fragte eine Zuhörerin. In ihrer Mehrheit würden in jener Bank Nürnbergs Rotary Clubs verwaltet, entgegnete Ritzer. Zudem hätten die Autoren festgestellt, dass sehr viele ranghohe Juristen, beruflich in unterschiedlichen Rollen tätig, „alle irgendwie zusammen da drin sind“.




 


Wochenzeitung, 15. Juni 2013

Mundtot gemacht. Ritzer über sein Buch „Die Affäre Mollath“

Ansbach (Jb). Uwe Ritzer, Journalist bei der Süddeutschen Zeitung, präsentierte im Feuerbachhaus sein Buch „Die Affäre Mollath“, in dem er mit seinem Kollegen Olaf Przybilla Daten und Fakten zum Fall des für geisteskrank erklärten Gustl Mollaths zusammengetragen hat. In einer Podiumsdiskussion mit den Fachanwälten Dr. Alfred Meyerhuber und Holger Pütz- von Fabeck ging der Autor auf das Versagen der Justiz in diesem Fall ein.

Der ehemalige Oldtimer-Restaurator Mollath habe im Jahre 2004 versucht, die Schwarzgeldgeschäfte seiner Frau, die zu damaligen Zeit bei der HypoVereinsbank angestellt war, aufzudecken, las Ritzer aus seinem Buch. Daraufhin sei Mollath von einer Psychiaterin, die ihn nie persönlich untersucht und lediglich die Aussagen der Ehefrau als Quelle gehabt habe für geisterkrank erklärt worden, 2006 sei Mollath schließlich vom cholerisch anmutenden vorsitzenden Richter Otto Brixner, der eine 106-seitige Verteidigungsschrift des Angeklagten ignoriert habe, verurteilt, als gemeingefährlich eingestuft und in eine psychiatrische Anstalt eingeliefert worden, berichtete Ritzer.

 

Rechtsanwalt Pütz von Fabeck ergänzte, die HypoVereinsbank habe bereits einen Revisionsbericht erstellt, in dem die Anschuldigungen Mollaths zu den Schwarzgeldgeschäften und Steuerhinterziehungen seiner damaligen Ehefrau bestätigt wurden. Indes seien alle strafrechtlichen Ansprüche gegenüber den Steuerhinterziehern verjährt und Gustl Mollath, der erfolgreich mundtot gemacht worden sei, sitze weiterhin in einer psychiatrischen Anstalt, schloss Dr. Alfred Meyerhuber.